International Home Help
Internationaler Kongress 2013 - Home Help im Roten Kreuz
Gehen wir davon aus, dass in Europa die Zahl der Menschen, die wegen Alter, Krankheit oder Behinderung Hilfe benötigt, stetig wächst. Der Pflegenotstand mit einem Fachkräftemangel ist in Europa längst angekommen. Die Länder werben sich gegenseitig Ärzte und Pflegefachkräfte ab und Arbeitsmigration ist auch in diesem Bereich ein europäisches Thema geworden.
Wenn wir das humanitäre Ziel verfolgen, pflegebedürftigen Menschen das Leben im eigenen Heim zu ermöglichen, kommen wir auf eine Dienstleistung, die man häufig als „Assistent Living“ bezeichnet. Wir verstehen darunter das normale Leben im eigenen Haushalt, und zwar so selbstständig wie möglich. Es geht also auch darum, eine Einweisung in ein Pflegeheim zu vermeiden, obwohl wir immer weniger Pflegekräfte haben, die zu Besuch kommen können. Die Lösung ist unser Modell von Assistenten, die eine lebensbegleitende Hilfe bei der Haushaltsführung und bei der Körperpflege leisten und auch dann versuchen zu helfen, wenn es jemanden psychisch schlecht geht, dies wäre dann die psychosoziale Unterstützung.
Bei aller Hilfsbereitschaft bedeutet Assistant Living aber auch, eine Überversorgung zu vermeiden, weil die Selbstständigkeit der Klienten das Ziel ist. Demzufolge würde eine Überversorgung ebenso Lebensautonomie und Lebensqualität der hilfebedürftigen Menschen zerstören, wie eine Unterversorgung. So gilt für Assistenten stets das Ziel, die Selbstständigkeit ihres Klienten zu achten und nur so viel Hilfe anzubieten, wie notwendig ist. Wir können bei dieser humanitären Dienstleistung also von „Home Help Assistent“ sprechen. Home Helper sollen nicht lang ausgebildete Fachkräfte sein, sondern die Assistenten ihrer Klienten bei deren Lebensführung zuhause.
In unserem RotkreuzCampus haben sich im August 2013 Experten aus den nationalen Rotkreuzgesellschaften verschiedener Länder und der Föderation des Roten Kreuzes versammelt, um transnationale Minimumstandards für Home-Help-Kurse zu vereinbaren. Die Teilnehmer kamen aus den Ländern: Armenien, Aserbaidschan, Bosnien Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Georgien, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Polen, Schweiz, Serbien, Tschechien und Weißrussland. Diese Vereinbarung soll erreichen, dass alle nationalen Rotkreuzkurse die Minimumstandards beinhalten, um eine gemeinsame europäische Betreuungsqualität durch das Home-Help-Konzept zu gewährleisten.
Wir sind stolz, dass unser RotkreuzCampus in Kronberg der Ort für den Start dieses humanitären Projektes sein durfte. Das Ergebnispapier dieses Workshops nennen wir „Kronberger Minimum Standards für Home Help“. Mögen die Kronberger Standards weiterhin diskutiert und ausgearbeitet werden und sich noch weitere Rotkreuzgesellschaften unserem Projekt anschließen.